Kuldiga, Lettlands Zentrum

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Noch am Abend kommen wir in Kuldiga an und finden einen wunderbaren Platz am Ufer der Venta mit Blick auf 164 Meter Backsteinbrücke. Es ist die längste Europas, die mit dem Auto befahrbar ist. Und gleich dahinter liegt der mit 240m breiteste Wasserfall Europas! ;))*nice*

Am nächsten Morgen durchforsten wir als erstes das www nach Sehenswürdigkeiten und beschließen die ca. 2 km außerhalb liegenden Sandhöhlen ‚Riezupes smilšu alas‘ zu erkunden. In der Hoffnung sie haben geöffnet.

Wertvoller Quarzsand

Auf dem dazugehörigen Parkplatz treffen wir auf junge Esten, die die selben Bedenken haben. Im Internet ist es etwas seltsam beschrieben.

Die Höhlen liegen etwas abseits, auf den 200 Metern Fußwegs wird es uns aber absolut nicht langweilig!! Es gibt Schaukeln und jede Menge andere aus Holz gefertigte Figuren. – Gerne würden wir mit dem lila Flitzer den restlichen Weg zurücklegen, aber leider gibt es keinen Motor! – Mist! ;))

Am Bezahlhäusel angekommen stellen wir fest: Jipppiii…, es ist jemand da, und es kann auch in 10 Minuten los gehen. Die jungen Esten sind auch mit von der Partie.
Unsere Guide-iene heißt Baiba, ist Sozialpädagogin und hat u.a. in Gefängnissen gearbeitet. Der Job hat sie ausgebrannt, so dass sie ihr Leben komplett umgekrempelt hat.

Jetzt arbeitet sie saisonal auch hier. Sie macht das superschön ;)). Gleich am Eingang zur Höhle bekommt jeder eine Kerze, dann verschluckt uns alle die lettische Erde;)) und wir begeben uns in das unterirdische, ziemlich verworrene Gängesystem. Der Sand wurde ohne Abstützung abgebaut, wodurch, je nach Umgebungsbeschaffenheit, mal schmale hohe oder flache breite Durchgänge geschaffen wurden. Unter einer besonders stabilen Erdschicht entstand sogar ein ziemlich großer Raum, in dem wir alle Platz finden. Baiba’s Geschichten zur Entstehung des Ganzen sind ein Mix aus Mythos und Realität, erzählt mit viel Charme, Ideenreichtum und Augenzwinkern.

Wir fühlen uns bestens unterhalten.


Die eigentliche Info ist: Die Sandhöhlen sind vor dem zweiten Weltkrieg, während drei Generationen entstanden. Der dort abgebaute Quarzsand war sehr weiß und rein. Er war sehr begehrt und wurde zur Herstellung von feinstem Glas verwendet.

Die Mine befand und befindet sich in Privatbesitz und glücklicherweise haben die Sowjets sie quasi ‚übersehen‘ und so blieb sie in der ursprünglichen Form erhalten. Ein weiterer Abbau des kostbaren Quarzes lohnt sich allerdings nicht mehr und so kann die Mine heute eben besichtigt werden.

Im Winter finden allerdings keine Führungen statt. Da dürfen dann Fledermäuse in ihr wohnen und diese sollen nicht gestört werden…-wiecoolistdasdenn;)…

sehenswerte Altstadt

Zurück in Kuldiga, schlendern wir über die sehenswerte Brücke in die wunderschöne Altstadt. Schon viele der historischen Holzhäuser sind liebevoll restauriert, die Grünflächen herausgeputzt. Im Vorgarten der evangelischen Kirche ‚Heilige Katharina'(1252) begrüßen uns wieder jede Menge Holzskulpturen. Wir freunden uns mit Bart Simpson und dem berühmten Stadtvater Herzog Jakob Kettler an.

Im Innern des Gotteshauses befindet sich eine umfangreiche Bibelsammlung. Viele der wertvollen Exemplare stammen aus deutschen Druckereien – echt interessant!

Selbstverständlich klettern wir auch auf den Turm. Von hier oben gibt es außer einer herrlichen Aussicht auch zwei Glocken. Eine alte, ohne Hammer, an der frau so a bissal ‚glöckeln‘ kann, und die aktuelle, mit Hammer, die, wenn mann halt dran rumspielt*upsgröhl*, ungewöhnlicherweise 7 Minuten nach 14 Uhr einmal laut schlägt!! *nix-anmerk-lass-schnell-verschwind*

Das Live-Museum in 4D 😉

Eine coole Geschäftsidee, so finden wir, haben auch zwei junge Letten (schätzungsweise so Mitte zwanzig). In einem der Holzhäuser haben sie ein Live-Museum eingerichtet. Heißt: in 7 abgedunkelten Räumen wird einem die Geschichte Kuldigas näher gebracht.

Da wir noch ein bisschen warten müssen bis die letzte Führung beendet ist, bekommen wir zur Unterhaltung eine VR-Brille, mit der wir quasi über die Brücke und den Wasserfall ‚fliegen‘! – seeehrcool 😉

Danach führt uns unser, in Sackleinen gepackte Guide über den akustisch inszenierten, düsteren mittelalterlichen ‚Marktplatz‘, durch den ‚Folterraum‘ mit Gefängnis, Erhängtem und Pranger zur ersten Blütezeit des Ortes unter Herzog Jakob Kettler umererum1650;), den wir holographisch höchstpersönlich kennenlernen dürfen ;))!! *echtluschtig*

Während wir schwankend (der Boden bewegt sich tatsächlich!) in einem seiner warenbeladenen Schiffe sitzen, tauchen wir tiefer in die Geschichte Goldingens ein, gehen dann einen Raum weiter und landen mitten in der Hungerszeit (um 1700, ausgelöst durch verschiedene Kriege), die gefolgt von der Pest, dargestellt durch eine Totenkopfwand, fast zur Ausrottung der Bevölkerung geführt hat.

Nach langem Hin und Her wurde Lettland 1920 wieder unabhängig und erlebte bis zum zweiten Weltkrieg die zweite Blütezeit. Eine Streichholz- und Nadelfabrik florieren…Kuldiga gehört zur Hanse…

Den Krieg und die Besatzungszeit haben die jungen Leute ausgespart – wahrscheinlich denken sie ‚Kennt ja eh jeder’…

Unser Facit: Dieses innovaitive Museum und die ganze Stadt sind auf jeden Fall einen Besuch wert!!

Beeindruckt von Land und Leute verabschieden wir uns und fahren wieder Richtung Küste.

Es soll wieder ein Schlafplatz am Meer werden, als ‚Fernziel‘ steht dann die Kurische Nehrung auf unserem Wunschzettel, mal gucken…..

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